Der Vizinalbahn-Radweg in der Oberpfalz, führt über die ehemalige Bahntrasse, von Wiesau über Tirschenreuth bis nach Bärnau. Nach weiteren 3,5 km gelangt man an die tschechische Landesgrenze. Wir unternahmen diese Radtour Ende Mai 2016 im Rahmen eines Kurzurlaubs in das Stiftland. Der Radweg ist bis zur Landesgrenze nur 28,5 km lang, da wir aber auch wieder zurückfahren mussten, kamen wir auf 57 km so dass es doch eine Tagestour ergab.
Unter einer Vizinalbahn versteht man eine untergeordnete Bahnlinie zur Erschließung des ländlichen Raumes. Die Vizinahlbahn von Wiesau bis Tirschenreuth wurde 1872 eröffnet, die Reststrecke nach Bärnau kam 1903 hinzu. Das Teilstück zwischen Bärnau und Tirschenreuth wurde 1975 aus Kostengründen eingestellt, 1989 ereilte dem Rest der Strecke das gleiche Schicksal. Im Zeitraum von 2006 bis 2011 wurde die ehemalige Bahntrasse in mehreren Teilschritten zu einem Radweg ausgebaut. Der Radweg ist zu großen Teilen asphaltiert, der Rest besteht aus befestigter Oberfläche, die sehr gut befahrbar ist.
Wir starten den Vizinalbahn-Radweg in Wiesau an der Mittelteicher Straße, kurz nach der Kreuzung
Schönhaider Straße. Der geteerte Radweg läuft hier schnurgerade auf der ehemaligen Bahntrasse. Es
geht vorbei an Äckern und Feldern, kreuzen eine Landstraße, um ein Stück danach die Autobahn A93
auf einer Brücke zu überqueren. Der Weg führt uns in die Waldnaabaue, einem Naturschutzprojekt. Es
geht durch ein Waldgebiet, an dem sich die Teiche der Tirschenreuther Teichpfanne anschließen. Man
nennt das Gebiet auch Land der tausend Teiche, alleine die Tirschenreuther Teichpfanne wartet mit
ca. 2500 Teiche auf.
Mitten in der Waldnaabaue, direkt am Vizinalbahn-Radweg befindet sich die Tirschenreuther
Himmelsleiter. Das imposante Bauwerk ist 70 Meter lang und 20 Meter hoch. Von beiden Seiten führen
Treppenstufen nach oben, zur Aussichtsplattform. Man sollte den kurzen Anstieg auf sich nehmen, für
seine Mühen wird man mit einem herrlichen Ausblick entschädigt. Man sieht nicht nur die Teiche und
Auenlandschaft, sondern auch die Waldnaab, die sich durch die Naturlandschaft schlängelt.
Der Radweg führt uns weiter durch die Waldnaabaue bis wir schließlich Tirschenreuth erreichen.
Hier verlässt der Radweg die Bahntrasse und die Beschilderung führt uns auf den örtlichen Radwegen
durch die Stadt. Die Kreisstadt Tirschenreuth hat knapp 9.000 Einwohner und eine lange abwechslungsreiche
Geschichte. Tirschenreuth verfügt gleich über zwei Marktplätze, dem oberen sowie den unteren Marktplatz.
Sehenswert sind die Stadtkirche Mariä Himmelfahrt, das Rathaus sowie der Klettnersturm. Einmalig schön
ist der Fischhof mit der Fischhofbrücke, die über eine Teichanlage führt. Sehr informativ ist das
Museumsquartier, mit vielfältigen Themengebieten, wie z.B. Teichwirtschaft, Stadtgeschichte, Porzellan-
und Krippenausstellungen.
Nach einer Rast geht es frisch gestärkt weiter auf dem Vizinalbahn-Radweg in Richtung Bärnau. Am Ortsende
führt uns der Radweg wieder auf die ehemalige Bahntrasse. Der Weg ist jetzt wieder schnurgerade, bis er
auf die B15 stößt. Hier macht der Vizinalbahn-Radweg einen Knick und ein kurzes Stück danach überqueren
wir die B15 auf einer Brücke. Es geht durch Felder und kleine Waldstücke, bis wir den ehemaligen Bahnhof
Liebenstein erreichen. Vor dem Bahnhof überqueren wir eine Landstraße, danach geht der asphaltierte
Radweg in einen befestigten Weg über. Es folgt Natur pur, Felder, Wiesen und Waldstücke wechseln sich ab.
Kurz vor Bärnau stoßen wir auf eine Staatsstraße, die wir wenige hundert Meter später überqueren.
Bärnau hat mit seinen 35 Stadtteilen zusammen nur etwas über 3.000 Einwohnern und zählt zu den ältesten
Städten in Bayern. Die kleine Stadt hat aber einiges zu bieten, rund um den schön angelegten Marktplatz
gibt es einige Gaststätten und Cafés. Bärnau beheimatet das Deutsche Knopfmuseum, in dem die
unterschiedlichsten Knöpfe aus 4 Jahrhunderten, sowie die zur Knopfproduktion verwendeten Maschinen
ausgestellt werden. Außerdem befindet sich hier der Geschichtspark Bärnau-Tachov, ein Freilichtmuseum in
dem eine Mittelalterliche Siedlung nachgebaut wurde.
Die Bahntrasse endete früher in Bärnau, der Vizinalbahn-Radweg ist aber noch bis zur Tschechischen Landesgrenze ausgeschildert. Diese Stück ist 3,5 km lang und weist ordentliche Steigungen auf. Wir sind der Vollständigkeit halber bis zur Grenze gefahren, die Strapazen kann man sich aber sparen, da außer Landschaft nichts mehr zu sehen ist. Wer weiter ins tschechische Branka möchte, ab der grünen Grenze sind es noch circa 5 km.
Streckenlänge: | 25 km (bis zur Grenze 28,5 km) |
Höhenunterschiede: | 108 m |
Streckenprofil: | geteerte oder befestigte Radwege |
ab Wiesau | Steinwald-Radweg |
in der Waldnaabaue | Wondreb-Radweg |
ab Bärnau | Grünes-Dach-Radweg |
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